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Der Wanderweg ins Nichts

Hier mitten im Nichts brennt die Sonne auf einen runter und die Schwüle saugt einem das Wasser aus dem Körper und doch, wenn man so dahintrottet, dicht seinem Vordermann folgend, kommt es einem fast wie Urlaub vor.

Es ist noch weit, bis wir das Tagesziel erreicht haben, und unser Führer arbeitet sich schon jetzt mit einer Machete durch das Gestrüpp. Meterhohe fremdartige Gräser und Büsche reihen sich undurchdringbar in jede Himmelsrichtung, nur das nahe Rauschen des Meeres erreicht uns.

Doch es geht vorwärts und nach wenigen Stunden des langsamen Fortkommens endet abrupt jegliches Gewächs und vor uns tut sich eine Straße auf, die breit genug für zwei Autos wäre. Verwundert staunen wir über die moderne Steinstraße in diesem Urwald fernab aller Zivilisation und werfen über das Geländer einen Blick auf das tiefe Blau des Meeres weit unter uns. Man sieht die Klippe steil aufragen und die an ihr entlanglaufende Straße, die am höchsten Punkt in eine Aussichtsplattform mündet. Herrlich, ein richtiger Spaziergang!

Bei unserer Rast in der Nähe der Aussichtsplattform beantwortet der Reiseführer die Frage, die uns allen im Gesicht geschrieben steht. Dieser Weg wurde von der EU finanziert, um den Tourismus auf den Liparischen Inseln anzukurbeln – 2km lang auf der abgelegenen Seite der Insel, wahrscheinlich ein sehr teurer Spaß. Er plaudert noch etwas über Korruption und wir vespern auf den warmen Steinen.

Als wir weiterziehen, bin ich mit der Welt im Reinen. Endlich weiß ich, dass unsere Steuergelder sinnvoll angelegt werden, um dem Bürger seinen mühevollen Weg etwas zu erleichtern. Mit jedem Schritt sammle ich neue Kraft und in mir keimt das herrliche Gefühl auf, dass der Staat endlich etwas für mich tut.

Copyright Felix Claudius

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